Skorpion (24.10.-22.11.)

Skorpione erkennt man auf den ersten Blick. Sie haben auffallend ausdrucksvolle Augen, mit denen sie Stahlbeton durchbohren und Eisberge zum Schmelzen bringen könnten. Ihr Tierkreiszeichen geben sie nur selten freiwillig preis. Denn wenn sie es tun, liefert ihnen ihr Gegenüber in der Regel ungefragt eine Ansprache, wie „schwierig“ Skorpione seien und welche negativen Erfahrungen sie oder andere mit ihnen gemacht hätten. In der astrologischen Literatur wird kein anderes Tierkreiszeichen so einseitig und mit einer derart auffallenden Abneigung beschrieben wie der Skorpion. Die meisten Autoren behaupten, dass Skorpione rachsüchtig, gehässig, überdurchschnittlich eifersüchtig und launisch seien. Kein Wunder, dass diese Menschen oft selbst annehmen, unsympathisch auf andere zu wirken.

Dabei beruhen die Vorurteile über sie auf Klischees und Unsicherheit, nicht selten aber auch auf Angst. Denn in gewisser Weise ist der Skorpion das machtvollste Tierkreiszeichen, in jedem Fall aber das extremste. Seine Vertreter sind so sensibel, leidensfähig, willensstark und tiefgründig wie niemand sonst. Für sie gibt es nur Schwarz oder Weiß, mit Halbheiten oder Mittelmaß können sie nichts anfangen. Skorpione suchen keine Bühne. Ihr Umfeld beobachten sie dafür umso genauer und sind fasziniert von allem, was sich nicht auf den ersten Blick erschließt. Ihre Mitmenschen haben sie oft schon durchschaut, bevor diese überhaupt merken, dass sie gescannt werden. Dabei registrieren sie selbst kleinste Details und entdecken zwangsläufig auch wunde Punkte und Ungereimtheiten.

Dass ihren Mitmenschen das nicht immer gelegen kommt, ist verständlich. Denn der Umgang mit Zeitgenossen, die nett lächeln, allem zustimmen und Aussagen nicht hinterfragen oder nachprüfen, ist nun einmal viel angenehmer und relaxter. Ob man die intensive Art der Skorpione mag, hat also eher damit zu tun, wie ehrlich und geradlinig man selbst ist. Was Geborene dieses Zeichens interessiert, untersuchen und erforschen sie weiter – und kommen dabei nicht selten Geheimnissen auf die Spur. Allerdings können sie schweigen wie ein Grab und lassen sich selbst nur ungern in die Karten schauen.

Die Gefühlsskala der Skorpione bewegt sich ständig zwischen zwei Extremen, eine „Egal-Stimmung“ kennen sie nicht. Entweder mögen sie etwas, oder sie verabscheuen es. Ebenso, wie sie sich aus tiefstem Herzen freuen können, sind sie zu abgrundtiefer Trauer fähig. Und die Intensität ihrer Zuneigung ist genauso groß wie die des möglichen Hasses. Schon während ihrer Jugend machen sie viele emotionale Krisen durch. Sie müssen liebgewordene Dinge loslassen, sind mit dem Gefühl der Machtlosigkeit konfrontiert und stecken in Zwängen, die sie belasten. Durch diese Erfahrungen wirken sie oft schon früh sehr reif und ernst. Auch in späteren Jahren brauchen Skorpione das Gefühl von Intensität. Sie suchen Reibung, empfinden Kompromisse eher als Notlösung und Anpassung als fehlende Zivilcourage. Das raubt ihrer direkten Umgebung zuweilen den letzten Nerv. Denn Skorpione grübeln eigentlich immer über irgendetwas, durchdenken es wieder und wieder, können aber nur schwer loslassen und eine Sache wirklich abschließen. Fast jeden Tag haben sie irgendeine Krise. Es kann eine Kleinigkeit sein, die plötzlich eine ungeahnte Wichtigkeit für sie gewinnt, oder ein Missverständnis. Manchmal scheinen Skorpione regelrecht den emotionalen Schmerz zu suchen, um sich intensiv genug zu spüren.

Mit Sicherheit suchen sie keine flüchtigen Affären. Weil sie von Natur aus extrem misstrauisch sind, haben sie immer Angst, benutzt oder verletzt zu werden. Sie fangen nicht oft Feuer. Aber wenn es passiert, verlieben sie sich mit Haut und Haaren – und der gesamten Bandbreite ihrer Gefühle. Nicht in jedem Fall wird das Ausmaß ihrer Leidenschaft jedoch nach außen sichtbar, denn sie können über lange Zeit unerkannt lieben und leiden. Weil sie selbst so extreme Emotionen haben, schocken sie die seelischen Abgründe anderer Menschen kein bisschen. Sie kennen keine Tabu-Themen und würden in Gesprächen niemals aus Scham nur an der Oberfläche kratzen. Außerdem haben sie ein feines Gespür für fremde Stimmungen und Unausgesprochenes.

In der Beziehung erwarten Skorpione, dass der Partner sich ihren Bedürfnissen unterwirft, und bringen diesen dazu, auch die unmöglichsten Dinge für sie zu tun. Keiner beherrscht die Kunst des Dramas und der Machtspielchen perfekter als sie. Das Zusammenleben mit ihnen ist nicht immer einfach, denn sie piesacken selbst heißgeliebte Menschen mit Kommentaren, bei deren Schärfe dem anderen fast die Luft wegbleibt. Doch wenn sie merken, dass sie einen zu harten Ton angeschlagen oder sich in der Oktave vergriffen haben, entschuldigen sie sich so ehrlich wie zerknirscht. Zudem lieben und beschützen sie ihre Familie mit Haut und Haaren. Auch in den größten Krisen und selbst, wenn die Opfer und Anstrengungen noch so groß sein sollten, halten sie zu ihren Lieben. Falls eine Trennung unvermeidlich wird, fällt es ihnen unsäglich schwer, loszulassen.

Ihr brillantes Gedächtnis beeindruckt immer wieder. Skorpione vergessen nichts! Wer sich einmal für sie eingesetzt hat, dem ist ihre Dankbarkeit und Loyalität für immer sicher. Aber sie bleiben niemandem etwas schuldig und bezahlen alle Rechnungen – auch die moralischen. Man sollte sich also gut überlegen, ob man sie herausfordert, denn ein gekränkter Skorpion ist ein gefährlicher Feind. Er will seine Gegner nicht nur bestrafen, sondern auch demütigen. Ob es um eine Beleidigung aus Jugendtagen geht, einen Betrug unter Freunden oder eine zerbrochene Liebe: Alte Wunden heilen kaum. Skorpione warten geduldig, bis sie die Schwächen ihres Gegners herausgefunden haben, und stellen ihn dann skrupellos bloß.

Auch wenn diese sensiblen Menschen niemals zugeben würden, dass sie sich nach Bewunderung sehnen, brauchen sie unbedingt eine Aufgabe, die sie erfüllt und ihnen Anerkennung einbringt. So kompromisslos, wie sie lieben, arbeiten Skorpione auch. Sie verfügen über eine beeindruckende Willenskraft, ziehen Aufgaben und Pläne mit an Verbissenheit grenzender Konsequenz durch. Dabei vermeiden sie Abhängigkeiten, denn sie wissen, dass man auch das verlockendste Angebot nicht geschenkt bekommt. Diese Mentalität macht sie zu harten Ausbeutern der eigenen Person, befähigt sie aber auch, in Extremsituationen über sich hinauszuwachsen. Oft laden sich Skorpione zu viel Arbeit auf und gönnen sich zu wenige Auszeiten – die sie aber dringend brauchen, um ihre Psyche zu regenerieren. Obwohl sie oft an ihre körperlichen Grenzen gehen, verfügen diese Menschen über eine erstaunlich robuste Gesundheit. Neben ihrem seelischen Gleichgewicht sollten sie der Ernährung erhöhte Aufmerksamkeit schenken und vorsichtig mit scharfen Speisen und Gewürze umgehen. Denn diese könnten ihre empfindlichen Schleimhäute reizen.

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